2015-11-09 22:11

OpenRheinRuhr 2015

Am letzten Wochenende fand in Oberhausen die OpenRheinRuhr statt.

Nachdem im letzten Jahr viele Vorträge wegen einer Grippewelle und eines Lokführerstreiks ausfallen mussten, gab es in diesem Jahr fast gar keine Ausfälle. Dazu kam eine perfekte Organisation und ein gelungener Social Event mit vielen bekannten Gesichtern am Samstag Abend. Wie 2013 hatte ich selber wieder einen Beitrag eingereicht, genauer sogar zwei Vorträge, von denen einer angenommen wurde. Daneben besuchte ich wie immer viele Vorträge.

Samstag

Da ich etwas zu spät losgekommen war, musste ich die ersten beiden Vortragsslots ausfallen lassen.

In Freifunk stellten die beiden Redner, der eine Gründer und der andere der aktuelle Vorsitzende des Freifunk Rheinland e.V., die Initiative Freifunk, ihr technisches Konzept und ihre politischen Ziele vor. Dieser Vortrag hat mir sehr gut gefallen, was vor allem an dem Format mit zwei Rednern lag, die einen recht unterschiedlichen Stil hatten und sich daher perfekt ergänzten.

Anschließend folgte mein eigener Vortrag Die Programmiersprache Go, in dem ich die Designziele und deren Umsetzung bei der Entwicklung der Sprache Go vorstellte. Der Vortrag war sehr gut besucht, was sicher auch an dem attraktiven Zeitslot lag. Im Gegensatz zu 2013 kam ich diesmal trotz vieler gut gefüllter Folien mit der Zeiteinteilung ganz gut zurecht; ich hoffe, nicht all zu gehetzt gewirkt zu haben.

Nach einer kleinen Pause gab es den Anschlussvortrag Web-Services mit Go. Da wir uns vorher abgestimmt hatten, baute dieser gut auf meinem auf und zeigte deutlich mehr Praxis in Form von Sourcecode. Es ging um die Entwicklung serverseitiger Web-Anwendungen in Go, mit einem Augenmerk auf der nebenläufige Bearbeitung von Aufgaben mittels Goroutinen und Kommunikation über Channel. Daneben kamen und Interfaces und die Template-Bibliothek zur Sprache.

Modernes Systemmanagement behandelte Tools und Methoden zur Systemadministration. Der Vortrag bildete einen Streifzug durch die verschiedenen Aufgaben und Tools zum Monitoring, Konfigurationsmanagement, Automatisierung und Inventarisierung, der passend zu der späten Uhrzeit, durch lockere Sprüche und lustige Comics aufgelockert wurde. Für mich ein Ansporn, mir mal wieder andere/neuere Tools als die seit Jahren benutzen und schon angestaubten anzuschauen.

Sonntag

Es lohnte sich, früh aufzustehen, denn Ka-ching! Erfolgreich mit Open Source vertrat eine etwas andere Perspektive auf die Technik und die Arbeit als IT-ler. Es ging um die Möglichkeiten, mit und rund um Open Source Software Geld zu verdienen und sich selbstständig zu machen. Ein kurzweiliger Vortrag aus der Sicht einer Unternehmensberaterin, die mehrere solche Gründungen bereits begleitet hat und bestens vernetzt ist.

invis-Server Active Directory holte mich dann auf den Boden der Tatsachen zurück. invis ist ein Unternehmensserver, der auf Basis von OpenSUSE die wichtigsten Anwendungen für (kleine) Unternehmensnetze bereit stellt und dessen Entwickler sich trotz eindeutiger Affinität zu Open Source tief mit den Anforderungen von Microsoft-Servern und Clients auseinander setzen mussten, um dieses Produkt zusammen zu stellen.

Gnuplot ist eines der wenigen Open Source Tools, das ich schon zu einer Zeit gekannt und genutzt habe, als es Linux noch gar nicht gab; nämlich auf dem Atari ST. In einem zweistündigen Workshop wurde die Software vorgestellt, wobei es hauptsächlich um die Bedienung, Automatisierung und Ausgabeerstellung ging. Das Tempo blieb dabei moderat, so dass man die Beispiele auch selber am Notebook nachvollziehen konnte. Gegen Ende wurden einige Einsatzbereiche aus dem alltäglichen Leben gezeigt, die die Leistungsfähigkeit und Nützlichkeit von Gnuplot demonstrierten.

SUSE is back! kann man nur sagen, nachdem man den Vortrag openSUSE Leap 42.1 gehört hat. Das Projektteam hat in den vergangenen 12 Monaten nicht nur eine eindrucksvolle Distribution geschaffen, die sich zwischen der konservativen SUSE Enterprise- und der brandaktuellen Rolling-Release Variante Tumbleweed bewegt. Es ist auch allerbestens gelaunt, wie der Vortrag inclusive Verteilung von USB-Sticks und Aufkleber für interessante Fragen, die Releaseparty mit verschiedenen Kuchensorten und der Sektempfang am Samstag Abend zeigten. Ich habe SUSE lange nicht mehr (privat) genutzt, aber Leap 42 möchte ich unbedingt wieder ausprobieren.

Den Abschluss der diesjährigen ORR bildeten für mich zwei Vorträge mit Bezug zu meinem Berufsalltag. MySQL hochverfügbar behandelte die verschiedenen Möglichkeiten, einen MySQL Datenbank-Dienst zu bauen, der eine höhere Verfügbarkeit bietet als es eine einzelne Hardware könnte. Es ging von klassischen Clustern über den “MySQL Cluster” mit der NDB Storage Engine bis zu den Replikationsmechanismen (async, semi-sync und Galera). Ein Schwerpunkt bildete die Verteilung der Clientverbindungen mittels Load Balancer Techniken und die unterschiedliche Behandlung von Lese- und Schreibzugriffen. Der Vortrag war vergleichsweise kurz und es gab kaum schriftliche Informationen in Form von Folien. Aber einige interessante Zwischenfragen lieferten dem Referenten und dem Publikum Stichworte für weitergehende Diskussion.

Dazu passend behandelte HandsOn Galera Cluster den praktischen Aufbau eines Galera-Clusters mit drei Knoten, die innerhalb von Docker-Containern auf dem Notebook des Referenten ausgeführt wurden. Nach einer kurzen theoretischen Einführung startete der Referent den Cluster und zeigte, wie der Cluster auch die Zerstörung eines der Knoten überlebt, wobei letzteres nicht ganz freiwillig geschah. Ein nicht nur informativer, sondern vor allem auch unterhaltsamer Vortrag, der leider ob der späten Tageszeit nicht mehr sehr gut besucht war. Schade, denn der Vortragende hat bereits bei seinem Docker HandsOn auf den Chemnitzer Linuxtagen bewiesen, dass eine seiner Stärken in der spontanen Reaktion auf Fragen aus dem Publikum liegt.